Zu Beginn sind die Schmerzattacken oft nur leicht, können aber rasch zu höchster Schmerzintensität ansteigen, die dazu führen, dass Patienten, aus Furcht vor den Attacken keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Der Schmerz tritt periodisch auf, d.h. es gibt Wochen und Monate ohne Beschwerden, bevor wieder eine Phase mit häufigen Attacken auftritt. Typischerweise tritt die Erkrankung in höherem Lebensalter (ab 50 Jahren) und meist nur einseitig auf. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer (5 bzw. 3/100.000/Jahr).
Als Ursache der Schmerzen nimmt man bei der klassischen Trigeminusneuralgie nach heutigem Wissensstand eine Kompression eines Blutgefäßes im Bereich des Austritts des Nervus trigeminus am Hirnstamm an. In seltenen Fällen kann die Trigeminusneuralgie auch Folge von Tumoren, Gefäßmissbildungen oder einer Multiplen Sklerose sein. Gerade im letzten Fall sind häufig jüngere Menschen, manchmal auch beidseitig betroffen.
Die Trigeminusneuralgie ist ein Gesichtsschmerz und muß von den unterschiedlichen Kopfschmerzen, wie Spannungskopfschmerzen, Migräne oder den trigemino-autonomen Kopfschmerz wie dem Cluster-Kopfschmerz oder der Paroxysmalen Hemikranie getrennt werden.
Man unterscheidet nach der Klassifikation der International Headache Society bei der Trigeminusneuralgie folgende Formen:
Die klassische Trigeminusneuralgie
- Rein paroxysmal
- Klassische Neuralgie mit begleitendem Dauerschmerz
Sekundäre Trigeminusneuralgien
- Verursacht durch Multiple Sklerose
- Verursacht durch Raumforderungen (Tumoren, Gefäßmalformationen)
- Verursacht durch andere Erkrankungen (z.B. Chiari I)
Die idiopathische Trigeminusneuralgie
- Rein paroxysmal
- Idiopathische Trigeminusneuralgie mit begleitendem Dauerschmerz
Welche Gesichtsschmerzen muss man von der Trigeminusneuralgie unterscheiden?
1) Schmerzen, die durch Schädigung des Trigeminusnerven auftreten, z.B. nach Operationen an den Zähnen oder den Nasennebenhöhlen, nach Verletzungen (z.B. Mittelgesichtsfrakturen oder bei entzündlichen Erkrankungen des Zahnhalteapparats oder der Nebenhöhlen oder bei der postzosterischen Neuralgie). Hier spricht man von einer sogenannten Trigeminusneuropathie mit anderen medikamentösen oder operativen Behandlungsmöglichkeiten als bei der typischen Trigeminusneuralgie.
2) Schmerzen, die diffus den Kopf- und Gesichtsbereich betreffen, nennt man PIFP (persistent idiopathic facial pain, früher atypischer Gesichtsschmerz). Hier kommt eine (neuro)chirurgische Therapie nicht in Frage.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Trigeminusneuralgie?
Man unterscheidet grundsätzlich 3 verschiedene Behandlungsverfahren.
1. Perkutane Verfahren
Bei diesen Verfahren wird ein Nervenknoten an der Schädelbasis (das sog. Ganglion Gasseri) mit einer Kanüle, die neben dem Mundwinkel eingestochen wird, aufgesucht (vgl. Abbildung). Anschließend versucht man mit einer gezielten Hitzeläsion (Thermokoagulation) oder Alkoholinjektion (Glyzerolinstillation) einen oder mehrere Äste des Trigeminusnerven kontrolliert zu schädigen, um die Schmerzentstehung und –weiterleitung zu unterbinden. Bei diesen Verfahren handelt es sich um neurochirurgische Routineeingriffe, die weltweit bei mehreren Tausend Patienten mit anhaltend gutem Erfolg eingesetzt wurden. Weitere Verfahren sind die Ballonkompression des Ganglion Gasseri oder die ganglionäre lokale Opioidapplikation (GLOA).