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SHT-Datenbank

Eine neue Datenerfassung für das SHT in Deutschland: Die SHT-Datenbank DGNC/DGU im TraumaRegister DGU®
Nach neueren Berechnungen auf Grundlage des TR-DGU beträgt die geschätzte jährliche Inzidenz für das mittelschwere und schwere SHT in Deutschland 13,6 pro 100.000 Einwohner; ungefähr 8.200 Fälle werden pro Jahr im TR-DGU erfasst (2013-17) [1]. Die Inzidenz für das leichte SHT dürfte dabei um ein Vielfaches höher liegen [2]. Nach wie vor fehlen wichtige Rahmenbedingungen für eine umfassende epidemiologische Beforschung des SHT im nationalen und internationalen Kontext; Standards und Leitlinien bezüglich Definitionen, Falleinschluss, Methodik und Berichterstattung verbleiben trotz aller Bemühungen über die letzten Jahre uneinheitlich [3,4]. Diese Defizite mit ihrer sozioökonomischen sowie auch medizinischen Relevanz waren der Treiber für ein neues Projekt, mit welchem die Datenerfassung des SHTs in Deutschland landesweite verbessert werden soll.
Die Grundlage für die Erstellung einer solchen, SHT-spezifischen Datenerfassungsstruktur, die nun den Namen „SHT-Datenbank DGNC/DGU im TraumaRegister DGU®“ trägt, bildete ein Beschluss der Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) aus dem Jahre 2016 für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Erweiterung des TraumaRegister DGU. Die Präsidenten und Generalsekretäre der Fachgesellschaften, Prof. Dr. med. Ingo Marzi (DGU), Prof. Dr. med. Walter Stummer (DGNC), Prof. Dr. med. Wolf-Ingo Steudel (DGNC) und Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann (DGU), unterzeichneten im Oktober 2017 die entsprechende Kooperationsvereinbarung, in der die Konzeption, die technische Umsetzung als Modul des TR-DGU durch die AUC-Akademie der Unfallchirurgie GmbH (AUC) sowie weitere Modalitäten der Zusammenarbeit festgelegt wurden. 
Nach mehrjährigen Vorarbeiten mit Etablierung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, in der sich nunmehr insgesamt rund 50 Akteure aus dem neurochirurgischen und unfallchirurgischen Kontext engagieren und Durchführung sowohl einer Test- als auch einer längeren Pilotphase ist endlich der Punkt erreicht, dass der Realbetrieb und die Nutzung der neuen, multizentrischen und standardisierten SHT-Datenbank beginnen kann. 
Die Ziele des Gemeinschaftsprojektes sind einerseits, die Versorgungsrealität und -qualität des SHT in Deutschland abzubilden und einen nationalen wie internationalen Benchmark zu ermöglichen. Dafür wurde die Kompatibilität der Datenbank mit weiteren wissenschaftlichen, internationalen Initiativen hergestellt (CENTER-TBI (Europa), TRACK-TBI (USA), TARN (UK); diese ihrerseits integriert in InTBIR (International Initiative for TBI Research; EU, USA, China, Indien)) [5,6]. Andererseits sollen die Erkenntnisse, die mit Hilfe der SHT-Datenbank generiert werden, eine Evaluation diagnostischer Methoden und therapeutischer Ansätze ermöglichen. Klinisch relevante und vor allem das Behandlungsergebnis beeinflussende Größen (sogenannte „outcome-modifying factors“) werden dazu in der direkt posttraumatischen Phase, während der Behandlung auf der Intensivstation sowie im Langzeitverlauf dokumentiert. Zudem stellt die neue SHT-Datenbank Bildgebung und Bildbefunde der SHT-Patienten in nicht gekannter Detailliertheit dar und wird so dazu beitragen, die Heterogenität der Hirnverletzungen aufzuzeigen. Dies soll ultimativ der Verbesserung der Versorgung von SHT-Patienten in Deutschland zugutekommen.

Alle Kliniken, die an der Versorgung der SHT-Patienten beteiligt sind, sind deshalb dazu aufgerufen, sich ab dem 01.11.2021 für eine Teilnahme an der neuen SHT-Datenbank DGNC/DGU im TraumaRegister DGU® bei der AUC zu registrieren. 
Interessenten finden weitere Informationen unter www.sht-datenbank.de bzw. register.auc-online.de

Prof. Dr. med. Wolf-Ingo Steudel, Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie
Dr. med. Alexander Younsi, Neurochirurgische Klinik, Universitätsklinikum Heidelberg

[1] Maegele M, Lefering R, Sakowitz O, Kopp MA, Schwab JM, Steudel WI, Unterberg A, Hoffmann R, Uhl E, Marzi I: The incidence and management of moderate to severe head injury—a retrospective analysis of data from the Trauma Register of the German Trauma Society. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 167–73. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0167
[2] Brazinova A, Rehorcikova V, Taylor MS, et al.: Epidemiology of Traumatic Brain Injury in Europe: A Living Systematic Review. J Neurotrauma 2021; 38: 1411–40. 
[3] Rickels E, von Wild K, Wenzlaff P: Head injury in Germany: A population-based prospective study on epidemiology, causes, treatment and outcome of all degrees of head-injury severity in two distinct areas. Brain Inj 2010; 24: 1491–504.
[4] Maegele M, Engel D, Bouillon B, et al.: Incidence and outcome of traumatic brain injury in an urban area in Western Europe over 10 years. Eur Surg Res 2007; 39: 372–9.
[5] Meeuws S, Yue JK, Huijben JA, Nair N, Lingsma HF, Bell MJ, Manley GT, Maas AIR. Common Data Elements: Critical Assessment of Harmonization between Current Multi-Center Traumatic Brain Injury Studies. J Neurotrauma. 2020 Jun 1;37(11):1283-1290. doi: 10.1089/neu.2019.6867. 
[6] Tosetti P, Hicks RR, Theriault E, Phillips A, Koroshetz W, Draghia-Akli R; Workshop Participants. Toward an international initiative for traumatic brain injury research. J Neurotrauma. 2013 Jul 15;30(14):1211-22. doi: 10.1089/neu.2013.2896. Epub 2013 Jul 11.

Gruppenfoto: Kick-Off Meeting der Pilotphase der SHT-Datenbank DGNC/DGU im TraumaRegister DGU® am 22.01.2019 in Köln Merheim.